28. November 2025
Zehn Jahre Fachsprachenprüfung
Sprache hat essenzielle Bedeutung für den Behandlungserfolg. Die Ärztin beziehungsweise der Arzt muss den Patienten verstehen können, um eine Therapie auf den Weg zu bringen. Auch der Patient muss wissen, was die Ärztin/der Arzt „von ihm will“. Fehlt es an der Grundlage, der gegenseitigen Verständigung, kann dies gravierende Folgen haben. In Zeiten des Fachkräftemangels, in denen viele ausländische Ärztinnen und Ärzte dabei helfen, die hiesige Gesundheitsversorgung zu „wuppen“, erfordert das Thema umso mehr Aufmerksamkeit. Aber wie kann mach sicherstellen, dass ausländische Kolleginnen und Kollegen nachweislich über das nötige Sprachniveau verfügen, um unterstützen zu können?
Im Jahr 2015 – vor genau zehn Jahren – übernahmen die Bezirksärztekammern im Einzugsbereich der Landesärztekammer Baden-Württemberg die Aufgabe, die sogenannten Fachsprachenprüfungen durchzuführen. Sie leisteten und leisten damit einen großen Beitrag zum „Gelingen“ von Integration und tragen entscheidend zur Patientensicherheit bei.
Der Weg hat sich als Erfolgsmodell erwiesen: Über 10.500 Prüfungen wurden bei den Bezirksärztekammern seit der Aufgabenübernahme durchgeführt. Grundlage dieses „Erfolgsmodells“ war und ist die Umsetzung eines Beschlusses der Gesundheitsministerkonferenz aus dem Jahr 2014. Danach müssen ausländische Ärztinnen und Ärzte über Fachsprachenkenntnisse im berufsspezifischen Kontext verfügen, orientiert am Sprachniveau C1.
In der Fachsprachenprüfung wird kein medizinisches Wissen abgefragt (dazu dient die separate Kenntnisprüfung, die ebenfalls von der Ärztekammer abgenommen wird). Stattdessen simulieren die Prüferinnen und Prüfer (erfahrene Ärztinnen und Ärzte) mit den Prüflingen eine im Behandlungsalltag typische Gesprächs- und Dokumentationssituation. Die Prüfung bezieht sich auf die Überprüfung des Hörverstehens sowie auf der schriftlichen und mündlichen Ausdrucksfähigkeit.
Die Landesärztekammer Baden-Württemberg lud nun zum „zehnjährigen Jubiläum“ der Übernahme der Fachsprachenprüfungen alle in Baden-Württemberg (ehrenamtlich) tätigen Prüferinnen sowie weitere an der Organisation des Prüfungsgeschehen Beteiligte nach Stuttgart ein. Gemeinsam wurde „gefeiert“ und vor allem Erfahrungsaustausch ermöglicht; außerdem wurde geschult.
Dr. Wolfgang Miller, Präsident der Landesärztekammer Baden-Württemberg, stellte dabei heraus, dass es eine gute Entscheidung von der Landesregierung gewesen sei, die Durchführung des Prüfungsgeschehens an die ärztliche Selbstverwaltung zu delegieren. – Als „Expertinnen und Experten der Praxis“ wissen Ärztinnen und Ärzte am besten, was zu tun ist und wie die (sprachliche) Integration ausländischer Kolleginnen und Kollegen gelingt. „Das hast sich bewährt“, stellte Dr. Miller fest.
Das Thema rücke gerade im Zusammenhang mit dem Fachkräftemangel vermehrt in den öffentlichen Fokus, so Dr. Miller weiter. Vor allem dankte Dr. Miller aber den Prüferinnen Prüfern, den Mitwirkenden in den Kammern und den Ansprechpartnern in den Behörden. Eine derart komplexe Thematik sei nur gemeinsam und in enger Zusammenarbeit zu stemmen. Dass die Gesundheitsversorgung – unter Mithilfe von ausländischen Ärztinnen und Ärzten – laufe, fuße mit auf ihrem tatkräftigen Engagement.
Anschließend stiegen Dr. Jochen Theurer von der Landesanerkennungsstelle für Gesundheitsberufe und Olivia Brohl-Schaffron von der Landesagentur für die Zuwanderung von Fachkräften (beide im Regierungspräsidium Stuttgart) tiefer ins Thema ein. Die Teilnehmenden erfuhren Details und Zusammenhänge zu den Fragestellungen, wer aus welchem Grund eine Fachsprachenprüfung ablegen muss und welche aufenthaltsrechtlichen Herausforderungen und Lösungsansätze sich bei Ärztinnen und Ärzten aus sogenannten Drittstaaten ergeben.
Approbationsvoraussetzungen, erteilte Approbationen, geltende Gesetzeslage, Ablauf und Dauer von Anerkennungsverfahren, Qualifikationsmaßnahmen – dies und mehr gehörte dazu. Im „Schulungsblock“ befassten sich die Teilnehmenden detailliert mit dem Ablauf des Prüfungsgeschehens aus Kammerperspektive. Von der Möglichkeit, Fragen zu stellen, offene Punkte zu klären und von Erfahrungen anderer Teilnehmender zu profitieren, wurde während der Veranstaltung rege Gebrauch gemacht.
Insgesamt wurde deutlich, dass die Fachsprachenprüfung ein wichtiger und erfolgreicher Weg ist, um Herausforderungen in der Versorgung gerecht zu werden. Das Thema ist bei der Kammer „in guten Händen“.
