25. Januar 2024

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Gesundheitspolitisches Forum im Südwesten

Landeskongress Gesundheit: Versorgungslandschaft der Zukunft im Fokus

Logo des Landeskongresses Gesundheit 2023© Bezirksärztekammer Nordwürttemberg

Stuttgart, 26. Januar 2024. Unser Gesundheitssystem ist im Umbruch – um leistungsfähig zu bleiben, müssen wir uns weiterentwickeln. Wie kann, soll und muss die Versorgungslandschaft in Zukunft also aussehen? Diese Frage steht im Zentrum des heutigen Landeskongresses Gesundheit auf dem Stuttgarter Messegelände.

„Revolution, Evolution oder Stillstand?“ Der Kongress wagt einen Blick auf die Versorgungslandschaft des Jahres 2035 – und stellt die Frage, welche Konzepte angesichts von Reformplänen wie beispielsweise integrierten Gesundheits- und Notfallzentren, Primärversorgungszentren, einer Neuordnung der Krankenhauslandschaft und Gesundheitsregionen machbar und sinnvoll erscheinen.

„Die gegenwärtige Diskussion zur Gesundheitsversorgung zeigt es deutlich: Viele klassische Formen der Versorgung müssen angepasst werden“, sagt Dr. Wolfgang Miller, Präsident der Landesärztekammer Baden-Württemberg. Die Frage sei, ob es beim Umbau eine Revolution brauche oder ob stattdessen nicht eher intelligente Weiterentwicklungen an reformbedürftigen Stellen angezeigt wären. „Jede Neugestaltung ist wie ‚Straßenbau bei laufendem Verkehr‘. Die zunehmende Zahl an Menschen, die wir ständig, auch während des Reformprozesses versorgen müssen, erfordert größte Umsicht“, so Dr. Miller. Die Weiterentwicklung des Gesundheitswesens müsse mit einem klaren Ziel erfolgen und die Menschen dorthin lenken, wo ihnen am effektivsten geholfen werden kann. Gefragt seien innovative Ideen, um Patienten und Medizinisches Personal gleichermaßen profitieren zu lassen. Der heutige Kongress könne seinen Teil zum Gelingen dieses herausfordernden Projekts beisteuern.

Der Landeskongress Gesundheit findet dieses Jahr bereits in seiner neunten Auflage statt. Hochkarätige Referentinnen und Referenten wie Dr. Dr. Heidrun Sturm (Leiterin des Bereichs innovative Versorgung und Gesundheitssysteme / Institut für Allgemeinmedizin und Interprofessionelle Versorgung am Universitätsklinikum Tübingen) und Hans-Dieter Nolting (Geschäftsführer und Leiter der Bereiche Qualität - Evaluation - Reporting sowie Arbeitswelt & Prävention und Marktforschung / IGES Institut Berlin) sprechen über innovative Versorgungsformen. Kammerpräsident Dr. Miller beteiligt sich an der Diskussionsrunde zur Zukunft der Gesundheitsversorgung. Auch der baden-württembergische Gesundheitsminister Manne Lucha wird sich mit einem Impulsvortrag beteiligen.

Am Nachmittag haben die Kongressteilnehmenden dann Gelegenheit, im Rahmen mehrerer Barcamp-Foren zu einzelnen Aspekten (Versorgung in der Fläche, Reform der Notfallversorgung, Gesundheitskompetenz etc.) intensiver ins Gespräch zu kommen oder im Showroom zur digitalen Versorgung einmal selbst auszuprobieren, wie die Zukunft mit Apps, KI und Co. aussehen könnte.

„Bei allem Ringen um kurzfristig wirksame Lösungen dürfen wir die mittel- und langfristigen Entwicklungen der Versorgungssituation nicht aus dem Blick verlieren“, betont Dr. Miller. „Eines der Kernelemente aller künftigen Reformen muss eine intelligente Patientensteuerung sein. In Baden-Württemberg haben wir gute Erfahrungen mit haus- und facharztzentrierten Versorgungsformen. Auch in der gemeinsamen Disposition des Notfalldienstes haben wir schon vor der Pandemie umfangreiche Erfahrungen gesammelt.“ Auch die weitere Integration digitaler Anwendungen steht für den Kammerpräsidenten außer Frage: „Wir waren bundesweit die erste Ärztekammer, die die ausschließliche telemedizinische Patientenbehandlung in ihrer Berufsordnung ermöglicht hat. Auch mit der Einrichtung eines Showrooms zur Digitalisierung in der Medizin sind wir führend. - Welche Fragen können wir ohne Qualitätsverlust, vielleicht sogar viel schneller rein telemedizinisch lösen? Was ist in der ambulanten Regelversorgung passgenau zu versorgen? Wo brauchen wir die erweiterten Möglichkeiten einer interdisziplinären Notaufnahme? Was muss schließlich stationär in die Klinik aufgenommen werden? - Wenn wir die Versorgung konsequent in dieser Reihenfolge denken, werden wir auch in den bereits bestehenden Strukturen besser“, sagt Dr. Miller.

„Was bringt wirklich die dringend benötigte Entlastung für das Medizinische Personal? Wo und wie werden ärztliches Know-how und ärztliche Arbeitskraft so eingesetzt, dass Patienten effektiv geholfen wird? Welche Modelle stellen sicher, dass Menschen, die Behandlung brauchen, dem System nach wie vor vertrauen? – All dies und mehr gilt es zu bedenken und kann im Rahmen des Kongresses zur Sprache kommen“, betont der Kammerpräsident.

Weitere Informationen

Der Landeskongress Gesundheit fungiert seit geraumer Zeit als Ideengeber, da er wichtige Akteure aus Politik und Gesundheit für notwendige Diskussionen zusammenbringt. So beschäftigte sich die Veranstaltung im vergangenen Jahr 2023 damit, wie die vielen aktuellen Krisen und Baustellen des Gesundheitswesens bearbeitet werden könnten. Im Jahr zuvor (2022) wurde der Klimawandel und seine Beziehung zum Gesundheitssektor thematisiert.

Träger des Landeskongresses sind als Partner neben der Landesärztekammer auch die Bezirksärztekammer Nordwürttemberg, die Kassenärztliche Vereinigung Baden-Württemberg und die Baden-Württembergische Krankenhausgesellschaft. Hinzukommen als Unterstützer zahlreiche weitere Institutionen aus dem baden-württembergischen Gesundheitswesen.

Zeitgleich zum Landeskongress Gesundheit laufen auf dem Stuttgarter Messegelände noch bis Sonntag der 58. Ärztekongress der Bezirksärztekammer Nordwürttemberg (Fortbildungsveranstaltung für Ärztinnen und Ärzte) und die Fachmesse MEDIZIN. Diese Kombination aus Fachmesse und -kongressen hat sich als zentrale Austausch- und Innovationsplattform der Gesundheitsbranche im Südwesten etabliert.