16. November 2022

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Suchtmedizin

Suchtsymposium beschäftigte sich mit Wegen in die Abhängigkeit

Sucht_Depression_Suchtsymposium 2022 Bebilderung© Bild: Adobe Stock / Srdjan

Was war vor der Sucht? Vor der Abhängigkeit nach Cannabis, Alkohol, Nikotin, Glückspiel und weiteren Substanzen und Erlebniszuständen? Bei der Entstehung einer Sucht spielen biologische Faktoren, soziale Bedingungen, familiäre Schicksale und Belastungen und mehr Aspekte bereits im Vorfeld eine große Rolle dabei, ob und wie sie sich ausprägt und verstetigt. Das Suchtsymposium der Landesärztekammer Baden-Württemberg beschäftigte sich – traditionell wieder am Buß- und Bettag – mit diesem komplexen Thema. Getagt wurde im Stuttgarter Hospitalhof im Hybridformat mit der Möglichkeit zur Präsenz- und Online-Teilnahme.

Ein Ziel der Tagung: Betroffene nicht auf ihre Sucht reduzieren. Sondern stattdessen den Menschen auf seinem Weg mit allen Hürden als Ganzes wahrnehmen, sodass Therapie- und Lösungsansätze gemeinsam und auf Augenhöhe möglich sind. Dr. Paula Hezler-Rusch, Leiterin des Symposiums und Präsidentin der Bezirksärztekammer Südbaden, brachte es auf den Punkt: „Patienten haben ein Bedürfnis, ernstgenommen und verstanden zu werden. Sie möchten wissen, wie die Situation ist und warum sie so ist.“ Im Behandlungsalltag würde Ärztinnen und Ärzten das Spektrum an Faktoren, die Abhängigkeiten entstehen lassen, seitens der Patienten immer wieder vor Augen geführt. Der Ansatz, den ganzen Menschen in den Blick zu nehmen, sei eine wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche Suchttherapie, so Dr. Hezler-Rusch.

Dr. Wolfgang Miller, Präsident der Landesärztekammer Baden-Württemberg, plädierte ebenfalls dafür, die Belange, Bedürfnisse und Geschichte(n) von Betroffenen vollumfänglich einfließen zu lassen. Suchttherapie sei eine oft langwierige oder gar lebenslange Angelegenheit. Der Kammerpräsident machte auch deutlich, dass es beim Thema Abhängigkeit auf effektive Präventionsarbeit ankomme. „Unser Ziel muss sein, die Krankheit zu verhindern, bevor sie entsteht.“, sagte Dr. Miller.

Baden-Württembergs Gesundheitsminister Manne Lucha forderte in seinem Grußwort, einer Stigmatisierung von Betroffenen entgegenzutreten. Auch verwies er darauf, dass jeder Patient ganz eigene Ressourcen mitbringe, die es konstruktiv zu nutzen gelte.  Außerdem stellte er Initiativen und Anstrengungen der Landesregierung in Sachen Suchthilfe und -prävention vor.  

Auf die Überbringer der Grußworte folgte der fachliche Teil: Die Referentinnen und Referenten schlugen thematisch einen großen Bogen und beleuchteten das Thema intensiv aus verschiedensten Perspektiven. Dabei floss Know-how aus den Bereichen Sucht- und Präventionsforschung, Rehabilitationswesen, Psychiatrie und Psychotherapie, Suchtmedizin sowie Soziologie mit ein und verlieh der Veranstaltung Tiefe.