18. März 2024

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Internationaler Tag gegen Rassismus

Rassismus und Diskriminierung haben in der Gesundheitsversorgung keinen Platz

Symbolbild Menschen reichen sich die Hände gegen Diskriminierung© Adobe Stock / New Africa

Stuttgart, 19. März 2024. Rassismus und Diskriminierung, beispielsweise aufgrund von Hautfarbe, Herkunft, Geschlecht, Religion oder sexueller Orientierung, haben in der Gesundheitsversorgung nichts verloren. Dafür macht sich die Landesärztekammer Baden-Württemberg anlässlich des Internationalen Tags gegen Rassismus am 21. März stark. 

„Es spielt keine Rolle, woher behandelnde und behandelte Menschen kommen, wie sie aussehen oder welcher Religion oder sexuellen Orientierung sie angehören“, sagt Dr. Wolfgang Miller, Präsident der Landesärztekammer Baden-Württemberg. „Vielmehr gehören die Qualität der Versorgung, die Ausbildung des Medizinischen Personals sowie der Respekt und das Einfühlungsvermögen, das Patienten, Ärztinnen und Ärzte und ihre Teams füreinander aufbringen, zu den Faktoren, auf die es wirklich ankommt. Für Ungleichbehandlung, Vorurteile und Bevormundung darf es gerade in der Gesundheitsversorgung keinen Platz geben.“

Leider kommt es in vielen gesellschaftlichen Bereichen – und eben auch im Gesundheitswesen – zu Rassismus und Diskriminierung. Dr. Robin Maitra, der Menschenrechtsbeauftragte der Landesärztekammer, weist darauf hin, dass dies viele, teils auch unterschwellige Formen annehmen kann: ein unangemessener oder abfälliger Kommentar, eine Beleidigung, ein Witz auf Kosten des Gegenübers, eine Erniedrigung oder ein aufgrund einer vorgefertigten Meinung nicht ernstgenommenes Anliegen – all das und mehr gehört dazu. Patientinnen und Patienten, aber auch Ärztinnen und Ärzte, Medizinische Fachangestellte, das Pflegepersonal und weitere Berufsgruppen können davon betroffen sein.

Die Landesärztekammer nutzt den Aktionstag, um auf die (gesundheitlichen) Folgen aufmerksam zu machen, die Rassismus und Diskriminierung im Gesundheitswesen nach sich ziehen können: Patientinnen und Patienten, die Formen der Ungleichbehandlung erleben mussten, brechen beispielsweise Therapien ab, verzögern Untersuchungen oder beginnen sie erst gar nicht. Zum körperlichen Leiden kommt noch eine wachsende psychische Belastung aufgrund der Diskriminierungserfahrung hinzu.

Immer häufiger ist auch das Fachpersonal von Anfeindungen betroffen: Medizinische Fachangestellte, Pflegerinnen und Pfleger, aber auch Ärztinnen und Ärzte berichten von Fällen rassistischer Beleidigung und Diskriminierung, sei es durch Kolleginnen und Kollegen oder durch Patientinnen und Patienten. Betroffene haben in der Folge oft mit psychischen Problemen zu kämpfen. Dies kann zum Leistungsabfall im Job, zum Stellenwechsel oder gar zur Arbeitsunfähigkeit führen – und verleiht der ohnehin schon angespannten Personalsituation im Gesundheitssektor noch zusätzliche Brisanz.

Das baden-württembergische Ärzteparlament hatte sich bereits in der Vergangenheit klar positioniert und festgehalten, dass „Diskriminierungen aufgrund rassistischer Zuschreibungen, der geschlechtlichen oder sexuellen Identität, Alter, Behinderung, Religion oder des sozioökonomischen Status die Inanspruchnahme von medizinischer Versorgung erschweren und somit das Menschenrecht auf Gesundheit“ einschränken können. Die Landesärztekammer setzt sich daher für eine Stärkung der Antidiskriminierungsarbeit im Gesundheitswesen auf institutioneller und individueller Ebene ein. Beispielsweise befürwortet sie, dass Rassismus und die möglichen Folgen in der ärztlichen Ausbildung stärker thematisiert werden.  

Auch jeder Einzelne kann nach den Worten von Dr. Maitra dazu beitragen, Rassismus und Diskriminierung die Stirn zu bieten: „Es gilt, das eigene – vielleicht auch unbewusste – Verhalten kritisch zu hinterfragen, aufmerksam zu bleiben und Formen der Ungleichbehandlung klar und deutlich anzusprechen, wenn man Zeuge davon wird.“