26. Juni 2023
Austausch zur Situation geflüchteter Menschen

Stuttgart, 27. Juni 2023. Bei einem Gedankenaustausch zum Thema Menschenrechte stand die Situation geflüchteter Menschen im Mittelpunkt: Wie ist die Versorgungslage in Baden-Württemberg? Wie kann den oft schwer traumatisierten Geflüchteten medizinisch-psychotherapeutisch geholfen werden? Der Menschenrechtsbeauftragte der Landeärztekammer Baden-Württemberg, Dr. Robin Maitra, hatte den Dialog initiiert.
Expertinnen und Experten aus verschiedenen Institutionen „quer durchs Ländle“ waren mit dabei, unter anderem der baden-württembergischen Flüchtlingsrat, die Psychosozialen Zentren (PSZ), die Landkreis-Verwaltungsebene und Experten aus der ärztlichen Praxis. Die Teilnehmenden nutzten das Treffen dazu, sich gemeinsam ein Lagebild zu machen, Erfahrungen auszutauschen und Versorgungsdefizite zu definieren.
Dr. Maitra informierte die Runde auch über die vielfältigen Aktivitäten der Landesärztekammer, um für die Belange traumatisierter Geflohener zu sensibilisieren. – Beispielhaft nannte er unter anderem eine gemeinsam mit dem baden-württembergischen Justizministerium durchgeführte Online-Fortbildung, bei der Juristen, Staatsanwälte und Richter für psychische und psychiatrische Krankheitsbilder bei Geflüchteten im gerichtlichen Verfahren sensibilisiert wurden. Bei einer anderen Veranstaltung ging es um Informationsvermittlung zu den gesundheitlichen Folgen von Abschiebung.
Die Vertreterinnen und Vertreter der Psychosozialen Zentren berichteten, dass die PSZ nach wie vor bei der Versorgung traumatisierter Geflüchteter eine große Rolle spielen, dass noch immer bürokratische Versorgungshemmnisse bestehen und dass sich auch in diesem Bereich die Suche nach qualifizierten Fachkräften mitunter als schwierig erweist. Positiv hervorgehoben wurde die Wirkung des Versorgungsberichtes „Traumatisierte Geflüchtete“. Die Publikation wurde von der Landesärztekammer und der Landespsychotherapeutenkammer Baden-Württemberg 2020 bereits zum dritten Mal in Folge herausgebracht und skizziert unter anderem die wichtige Arbeit der PSZ. Nach Ansicht der Runde konnte der Bericht mit dazu beitragen, für eine stärkere politische Einbindung, eine engere strukturelle Verzahnung und eine in Teilen verbesserte finanzielle Förderung der PSZ zu sorgen. – Ein Erfolg, an den es anzuknüpfen gilt: Der vierte Versorgungsbericht ist bereits in Planung.
Interessiert folgte die Expertenrunde auch den Ausführungen der Vertreterinnen des Landkreises Ludwigsburg. Sie stellten exemplarisch vor, wie traumatisierte Geflüchtete auf Landkreisebene betreut und unter enger ärztlicher Zusammenarbeit in gesellschaftliche Strukturen eingebunden werden können (beispielsweise durch Begegnungscafés und „Traumasprechstunden“).
Der Gedankenaustausch der Landesärztekammer sorgte einmal mehr dafür, dass wesentliche Akteure auf dem Gebiet der Geflüchtetenhilfe und -versorgung ihr Netzwerk stärken konnten.